Vogelsang

Am Hang der Huťské hory (Hüttenwerkberge) über dem Tal des Flusses Losenice liegt schon seit dem Mittelalter eine kleine Ansiedlung namens Vogelsang, die seit dem Jahr 1947 den Namen Podlesí trägt. Allerdings ist dieser Name bis heute nicht gebräuchlich.

Die Geschichte der Ansiedlung ist mit dem Klatauer Dominikanerorden verbunden, dem Vogelsang im Mittelalter gehörte. Einst stand hier die berühmte Vogelsanger Glashütte, die im Jahre 1584 erstmals erwähnt wurde, als Rudolf II. diese Glashütte an die Herrschaft von Kašperské Hory verkaufte. Bedeutend für die Glashütte war das Wirken der Gläserfamilie von Schmidts, die der Glaslieferant für den tschechischen Adel war. Die Vogelsanger Glashütte war (mit ein paar Jahren Unterbrechung im 19. Jahrhundert) bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts in Betrieb.

In der Vergangenheit war es in Vogelsang sehr lebhaft – es gab hier z.B. eine Schule, eine Poststation und weitere Objekte. Auch stand hier einst ein kleines Jagdschloss, ein sogenanntes Herrenhaus, gebaut für die ungarische Fürstin Esterhazy. Später wurde das Schloss in ein Erholungszentrum umgewandelt, das in den siebzigen Jahren des letzten Jahrhunderts von einem Brand zerstört wurde.

Im Vogelsang stand auch ein bedeutender Bauernhof mit einer Kapelle der heiligen Barbara. Heute ist das ganze Areal des Bauernhofes neu renoviert, und in ihm befindet sich die Erholungseinrichtung Residenz Pension Vogelsang.

Mit Beschluss des Kulturministeriums vom 19.10.2018, wurde die Kapelle der Heiligen Barbora nach fast 40 Jahren wieder zum Kulturdenkmal erklärt.

Kapelle der heiligen Barbara nach Rekonstruktion, Areal der Residenz Vogelsang.

Die heilige Barbara war schon immer auch die Patronin der Bergleute, deswegen erinnert die Kapelle auch an die Zeiten, als das Gebiet von Kašperské Hory zu den ältesten Gold fördernden Revieren im vorhussitischen Böhmen gehörte. Im 10. – 12. Jahrhundert wurde hier das Gold geschwemmt. Später, im 13. – 14. Jahrhundert (unter der Herrschaft von Johann von Luxemburg und vor allem dann vom römischen Kaiser und tschechischen König Karl IV.) wurde das Gold in Bergwerken gewonnen. Den Schutz dieses ganzen Gebiets garantierten seit dem Jahr 1361 die königliche Burg Kašperk und die dortige Militärgarnison.

Nach den hussitischen Kriegen ging der Abbau zurück. Allmählich, vor allem seit dem 16. und im 17. Jahrhundert, entwickelte sich hier mehr und mehr auch der Handel, die Glasbläserei, Holz- und Papierhandel und die Viehzucht. Auch in dem Tal des nahen Zlatý potok (Goldbach) waren zahlreiche Goldminen, Erdstollen und Mühlen für goldhaltiges Erz. Es führte hier auch eine wichtige mittelalterliche Handelsstraße, Zlatá stezka (Goldener Steig) genannt, die über die waldigen Hänge der Huťské hory (Hüttenwerkberge) führte (wo auch Vogelsang liegt), über die nahen Kozí hřbety in Richtung Zhůří und in das benachbarte Bayern.

In der Nähe der Ortschaft Vogelsang stand eine Glashütte.

In der Nähe des Goldenen Weges befanden sich zahlreiche Glashütten, zu denen auch die hiesige Vogelsanger Glashütte gehörte. Es wurden hier vor allem sogenannte „pateříky“ hergestellt – Glasperlen für die Herstellung von Rosenkränzen, Tabakfläschchen und weitere verschiede Flaschen, Gläser und geschliffene Glaskelche.

Nach dem 2. Weltkrieg blieb Vogelsang eine einsame Siedlung, und dank seiner Lage im westlichen Grenzgebiet wurde es vom kommunistischen Regime absichtlich verwüstet und zerstört, so wie auch viele weitere Orte in diesem Gebiet. Heute lebt hier nur eine Familie ständig, aber ganz Vogelsang lebt allmählich wieder auf. Wir würden uns freuen, wenn zu seiner Belebung auch Sie mit Ihrem Besuch beitragen. Wir werden alles dafür tun, dass Sie immer wieder gern zu uns zurückkehren.

Hier sehen Sie Bilder vom Areal Vogelsang aus der Zeit, bevor wir es in seine heutige Form rekonstruieren und ausbauen ließen.

Vogelsang in Literatur und Kunst

Ladislav Stehlík, tschechischer Dichter, Schriftsteller und Maler (1908 – 1987), bringt in einer lyrischen Reisebeschreibung Země zamyšlená 3 (Das sinnende Land 3) poetisch die Herrlichkeit der Landschaft in der Umgebng von Vogelsang näher. (Das Buch wurde von Československý spisovatel im Jahr 1970 herausgegeben.)

Das Bauernhof Vogelsang auf dem Umschlag des Buches “Das sinnende land 3” vom Ladislav Stehlík.